Wolfsjagd in unserem Wald
Den meisten Einwohner unseres Dorfes ist unsere Seibersbacher Wolfskaut unbekannt, und selbst wenn Sie zufällig auf diese stoßen, ist Ihnen deren Zweck dieser gemauerten Vertiefung leider auch fremd.
Man könnte es auch für einen alten Brunnen halten, der teilweise zusammengefallen ist.
Früher jedoch hatte diese Grube eine große Bedeutung für unsere Bevölkerung. So ist sogar noch heute eine Gemarkung nach diesem Bauwerk benannt.
Die Wolfskaut liegt unweit eines Waldweges fast auf der Höhe des Opels an der Grenze zwischen dem Dörrebacher und Seibersbacher Gemeindewald. Ursprünglich wies sie eine ovale Form auf mit 3 Meter Durchmesser und einer Tiefe von ca. 4,5 Metern. Heute sind Teile der Wände eingestürzt, die imposante Größe des Bauwerkes ist jedoch noch deutlich zu erkennen
Welche Gefahr und welche Furcht früher von den Wölfen ausgingen, kennt man nur noch aus den Märchen Aufgrund unseres dichten Waldbestandes hielt sich der Wolf gerne in unseren Wäldern auf. Besonders nach den vielen Kriegen in den letzten Jahrhunderten, die besonders unserer Gegend heimsuchten, konnte sich die Wolfspopulation explosionsartig erhöhen und wurde somit besonders den anderen Tieren und vereinzelt auch den Menschen zur Gefahr.
1643 schrieb ein Mönch des Petersklosters in Bad Kreuznach: „… Die volkreiche Pfalz ist an Einwohner ausgeleert, dass itzo mehr Wölf und andere Untiere herumlaufen als Untertanen sich auf dem platten Lande befinden“.
1645 schrieb ein Pfarrer Rocher aus Meisenheim, dass in einem Jahr kein Feld besamt werden könne, da es an Saatkorn fehlte und die Wölfe die Pflüger bedrohen.
Dabei zählt die bei uns angewandte Fangmethode mit der Wolfskaut zu den älteren Fangmethoden.
Wir können davon ausgehen, dass dieses Bauwerk ein hohes Alter Im-sitzt und eines Schutzes vor weiterem Verfall bedarf.
Bei den Wolfskauten wurde meist zusätzlich zur Grube um diese herum ein Gehege mit einer Klapptür angelegt (ein so genannter Wolfsgarten). Der Wolf konnte somit zwar hinein, aber nicht mehr hinaus. Mit dieser Methode konnten bei einer großen Wolfsjagd gleich mehrere Wölfe gejagt und erlegt werden. Im Soonwald sind mehrfach, so z.B. auch im Jahre 1619, solche großen Wolfsjagden belegt, an denen Männer aus den Ämtern Winterburg, Kreuznach und Simmern teilnahmen.
Man stelle sich nur mal vor, dass man in den Jahren 1815 bis 1819 in den Regierungsbezirken Koblenz und Trier über 500 Wölfe erlegte.
Mit hohen Schussprämien von bis zu 12 Reichstaler wurde jeder getötete Wolf belohnt und somit die Jagd für den Jäger attraktiv.
Die letzte Nachricht über das Erlegen eines Wolfes in Seibersbach stammt aus dem Jahre 1841. In einer Verfügung der Königlichen Regierung zu Koblenz an den Bürgermeister zu Rheinböllen heißt es: „…Der Hüttner Karl Utsch, Rheinböller-Hütte hat am 5. Februar 1841 im Seibersbacher Wald eine Wölfin erlegt …“. Der Bürgermeister wurde angewiesen die Schussprämie zu zahlen. Der Oberförster von Neupfalz erklärte eidesstattlich diesen Abschuss. „Das Tier solle ausgestopft werden“. (LHA Ko 655, 35 Nr. 515)
Der letzte Wolf im Soonwald wurde am Abend des 24. Mai 1852 erlegt, als ein Bauer aus Schwarzerden einen Rehbock schießen wollte, dabei den Wolf sah und niederstreckte.
Textquelle und Foto stammen aus dem Buch
Mein Seibersbach
Verfasser Dieter May