Die Römer errichteten im Abstand von fünf Kilometer Türme, die zum Schutze ihrer bedeutenden Heerstraßen (s. Abschnitt 5 in diesem Buch „Die Römerstraße“) dienten. Diese hatten gleichzeitig auch die Funktion eines Rastplatzes und einer Herberge für die vorbeiziehenden Soldaten. Einer dieser Straßentürme, dessen Reste später vom Volksmund fälschlicherweise als „Kloster Atzweiler“ bezeichnet wurden, lag im gleichnamigen Gemarkungsteil westlich von Seibersbach.
Diese römische Siedlungsstelle, die ursprünglich einen 16 x 16 Meter großen Turm darstellte, war die letzte Raststätte der Soldaten vor dem langen Marsch nach Simmern.
Alte Mauerreste, die jetzt dem Erdboden gleich sind, finden sich an der Einmündung der Seibersbacher Straße (Soonwaldstraße) auf die Straße von Dörrebach nach Simmern. Diese geben noch kund, dass in längst vergangener Zeit dort einst menschliche Wohnungen standen.
Die Zerstörung fand durch den Neubau der Straße Dörrebach — Simmern vor ca. 150 Jahren (Mitte des 19. Jahrhunderts) statt. Damals wurden die Mauern (Ziegeln) zum Bau der Straße benutzt.
Erzählungen von Dörrebacher Bürgern aus dem Jahre 1872 gaben kund, dass sie in ihrer Kindheit in den noch vorhandenen Kellergewölben gespielt hatten.
August Gerlach berichtete in seiner Chronik von Stromberg über einen Fund eines wertvollen römischen Ringes mit einer Inschrift. Dieser sei im Kloster „Atzweiler“ gefunden worden.
Im Buch Römerstraßen von Hagen (S. 368) wird von einem weiteren Fund (einem Ziegelstein) gesprochen, der die Inschrift „GAUDENTI“ trägt.
Auf einer Karte aus dem 17. Jahrhundert ist das „Kloster Atzweiler“ noch als Ruine abgebildet. Es ist dort als ein stattliches Gebäude mit einem runden Anbau zu sehen. In der Form gleicht es einer Kirche, jedoch ist der runde Anbau (vielleicht ein Turm) in westlicher Richtung angebracht.
Für eine Kirche ist es ungewöhnlich, wenn die Absiss in westlicher Richtung liegt.
Textquelle stammt aus dem Buch
Mein Seibersbach
Verfasser Dieter May