Der Bau der Hunsrück Bahn 1889 und unseres Bahnhofes
Pläne zum Bau einer Eisenbahn über den Hunsrück durch unser Gebiet gab es schon in früherer Zeit. Von 1862 bis Mitte der 70 er Jahre des 19. Jahrhunderts plante ein Graf van der Straeten – Ponthoz & Cons. aus Brüssel eine Verbindung, die von Amsterdam über den Hunsrück bis in den süddeutschen Raum verlief. Umfassende Vermessungsarbeiten fanden statt und in den Unterlagen aus Simmern fand man die Bezeichnung einer „ Weltbahn von London über Wien und Konstantinopel nach Indien In unserem Gebiet sollte ein Teilstück über Simmern, Argenthal nach Daxweiler und weiter nach Bingerbrück führen. Jedoch scheiterte die Ausführung der Strecke durch den Rückzug der Gelder des belgischen Staates.
Doch bereits einige Jahre später 1879 fand man einen neuen Plan zum Bau der Hunsrück Bahn. Nach der Genehmigung 1884 wurde der Bau
1887 begonnen. Am 02. Oktober 1989 erfolgte die Abnahme „ohne jeden Zwischenfall“ bei der auch die Bürgermeister der beteiligten Ge-meinden und die Gebrüder Wandesleben beteiligt waren.
Am 06.10.1889 fuhr das erste Mal, bei herrlichstem Wetter, nach nur zwei Jahren Bauzeit ein mit Tannenreisig geschmückter Zug auf der Hunsrück Bahn.
Zuvor gingen 1858 die Strecke Bingen — Kreuznach und 1871 die Alsenzbahn in Betrieb.
An dem Bau der Eisenbahn wurde viel Geld verdient und die Kostenanschläge wurden nicht nur wegen den erhöhten Lohn und Materialkosten erheblich überschritten. Gleichzeitig hielten sich für den Bau der Strecke viele fremde Arbeiter in unserer Gegend auf. So wurde in Stromberg der Gendarmerieposten um einen Mann verstärkt. Nicht verwunderlich ist es daher, dass der Volksmund den Spruch prägte:,, Lustig ist die Eisenbahn, lauter Lumpen schaffen dran“.
Noch vor der Eröffnung kam es zu einigen Unfällen. So überfuhr eine Lok bei Stromberg einen Arbeiter. Zwischen der Stromberger Neuhütte und der Rheinböller Hütte entgleiste im Mai des Jahres 1889 ein unbeladener Zug. Bei diesem Unglück wurde ein Bremser verletzt, das andere Personal blieb unverletzt.
Der Bahnlinienbau galt hauptsächlich industriellen Zwecken. Verständlich ist es daher, dass bei der ersten Fahrt leitende Persönlichkeiten unserer großen Hüttenbetriebe mitfuhren.
Vom Bahnhof Stromberger Neuhütte gingen eine Gleisanlagen an das Sahler’sche Hüttenunternehmen. Auch ein Gleis an dem Verladeplatz der Grube Concordia entstand. Die Brotfabrik Junkersmühle fuhr ihre Brote mit Pferdewagen zum Bahnhof.
Der Bahnanschluss hatte nicht nur für die Industrie erhebliche Bedeutung. Durch den nun einsetzenden Personenverkehr konnte man mit der Bahn bei jeder Witterung, schnell in viele große Städte kommen Auch der Fremdenverkehr nutzte die Neu entstandenen Bahnhöfe, die als Ausgangspunkt für Ausflüge in die nahe gelegenen Wälder oder zu den Sehenswürdigkeiten dienten. So schrieben die Zeitungen in den Wochen nach der Eröffnung, dass besonders an den Sonntagen die Schalterbeamten kaum in der Lage seien, die viele Leute alle abzufertigen. Auch der Güterverkehr sei so bedeutend, dass z.B. manche Züge von 2 Maschinen gezogen werden mussten .
Doch mit dem Einsetzen der Motorisierung und den Buslinien ging das Sterben der Bahnhöfe einher.
Am 15. April 1962 wurde dann der Bahnhof Stromberger — Neuhütte geschlossen.
Ab diesem Zeitpunkt mussten die Bahnkarten im Zug eingelöst werden.
1975 fuhr auf unserer Strecke die letzte Dampflok und im Jahre 1984 wurde der Personenverkehr auf der Strecke Lange nlonsheim – Simmern ganz eingestellt.
Auch der Bahnhof selbst erfuhr in der Zeit viele bauliche Veränderungen. So wurde der schöne Sandsteinanbau mit Balkon entfernt und durch einen Vorbau ersetzt.
Textquelle stammt aus dem Buch
Mein Seibersbach
Verfasser Dieter May