Die Römerstraße (Ausonius — Straße)
Schon in vorrömischer Zeit war das Wegesystem im linksrheinischen Bereich also im „freien“ Gallien sehr weit entwickelt.
Die Römerstraßen waren zu militärischen Zwecken geschaffen worden. Auf ihnen eilten Kuriere, reisende Verwaltungsbeamte aber auch Kaufleute. So ist es nicht verwunderlich, dass sich entlang der Straße und unter dem Schutz der Straßenposten (die als Herbergen und zum Pferdewechseln dienten) Kaufleute und Gewerbetreibende ansiedelten. Solche, meist nur aus Häuserreihen entlang der Straße bestehenden Handelsniederlassungen (vici) sind aufgrund zahlreicher römischer Funde in Dörrebach zu vermuten.
In der Römerzeit verlief eine der wichtigsten Straßen durch den Hunsrück. Die Strecke führte mehrspurig von Mainz über Bingen, Stromberg, Dörrebach, Simmern nach Trier. Bezeichnend für diese bedeutende Straße ist die Breite von etwa 5,5m bis 6,5m, die Anlage der Straße auf einem Damm und der gerade Verlauf der Strecke. Wurde eine Abbiegung notwendig, so erfolgte diese als scharfes Eck.
Wie bedeutend diese Straße war, kann man aus einer Karte „der Peutin-gertafel“ (eine mittelalterliche Abschrift einer römischen Straßenkarte) ersehen. Auf dieser sind im römischen Bereich des heutigen Westens Deutschlands nur 3 Streckenverläufe darstellt:
von Mainz nach Köln
von Mainz nach Trier (über Bingen — Dörrebach und Seibersbach Gemarkung — Riesweiler – Kirchberg)
und von Trier nach Köln
Zum Schutze der Straßen wurden alle 4 bis 5 km Stationen / Straßentürme errichtet. Wenn man sich heute den Verlauf der Strecke auf einer Karte betrachtet, kann man diese Entfernungen anhand der Türme erkennen (Stromberg – auf dem Gollenfels, Seibersbach – Kloster Atzweiler, bei der Ochsenbaumer Höhe nähe Tiergarten und nahe bei Riesweilern). Mehrere Abzweige führten von dieser Straße ab. So auch eine bedeutende Nebenstraße von Bad Kreuznach über Hergenfeld nach Dörrebach (die Bad Kreuznach mit Trier verband).
Wie auf dem folgenden Bild zu sehen ist, verlief die Römerstraße gerade. Hier lief die Römerstraße parallel zur heutigen Straße und dann am Tiergarten weiter geradeaus, nicht dem Bogen folgend, sondern durch den heutigen Steinbruch.
Unsere Römerstraße besitzt sogar einen besonderen Namen: die Ausonius — Straße. Der Namen rührt von einem römischen Dichter namens Ausonius, der von Kaiser Valentin dem Ersten als Erzieher des Prinzen Gratian nach Trier berufen, diese Straße benutzte und ein Gedicht über diese Fahrt hinterließ.
Jene Verse, die unsere Gegend beschreiben, lauten:
„Waldeinsamkeit umfing mich, verödet sind die Fluren.
Und nirgends, nah und fern, von Menschenwerk die Spuren.
Vorbei gings an Dumnissus (Kirchberg), verödet vom Brand der Sonnen.
Vorbei auch an Tabernae (Herbergen) mit seinen kühlen Bronnen.
Vorbei auch an der Siedlung, die jüngst man zugemessen Sarmatischen Völkern hat, die jetzt hier angesessen.
Und endlich an der Grenze von Belgien grüßt die Gäste Neumagen, Constantinus, des Kaisers stolze Feste.“
Die starke Nutzung dieser Straße führte leider auch dazu, dass in ihrem Umfeld auch viele Gefechte stattfanden.
Als die Römer aus unserem Gebiet vertrieben wurden, hatte diese Straße weiterhin große Bedeutung. Spätere Völkerwanderungen zogen über sie hinweg. In den vielen Kriegen mit Frankreich war der Hunsrück u.a. durch diese Straße schnell besetzt.
Im Zusammenhang mit dem Mord des Schinderhannes an einem Seibersbacher Bürger wird die Straße noch als „die Stras“ bezeichnet.
Selbst Napoleon nutzte diese Steinstraße noch.
Erst nach dieser Zeit verlor die Straße nach und nach an Bedeutung. Man bevorzugte jetzt den Bau der Straße — wenn möglich mit geringen Steigungen — in den Tälern.
Leider wird gerade in den letzten Jahren viele Teilstücke durch Auffüllung mit Erdaushub, Bauschutt und Rodungsresten zerstört. Besonders in dem Abschnitt (s. Bild 18) wurde ein gut 600 Meter langer Abschnitt in jüngster Zeit zerstört. Besonders traurig ist dies, weil hier ein rätselhafter Doppeldamm gebaut war mit Gräben die ehemalig bis zu 3,5 Meter tief waren (detailliert nachzulesen in den Hunsrücker Heimatblätter Nr.75). Während in unserer Gegend die Römerstraße zugeschüttet wird, nutzen andere Gemeinde (wie z.B. in der Nähe von Dill) dies als eine Attraktion.
Textquelle stammt aus dem Buch
Mein Seibersbach
Verfasser Dieter May